27/10/2020

VIELE VORTEILE FÜR ALLE BETEILIGTEN – STUDIEREN MIT DEM ARBEITGEBER

Wie sag ich’s meinem Chef? Vor dieser Frage stehen Arbeitnehmer/-innen, wenn Sie planen, ein nebenberufliches Studium zu beginnen. Hat man das Vorhaben dann offen angesprochen, stellen sich auch Arbeitgeber/-innen Fragen – zum Beispiel: Was spricht für eine Weiterbildung meiner Mitarbeitenden? Wie kann ich meine Angestellten in ihrem Studium unterstützen – und warum sollte ich das tun?

Wir haben mit Torge Goslar, in der Personalabteilung der AOK Niedersachsen zuständig für Personalrecruiting und -Studierendenbetreuung und Absolvent des Studiengangs Bachelor Gesundheitsökonomie an der APOLLON Hochschule, darüber gesprochen, wie das Thema Studium neben dem Job in seinem Unternehmen gehandhabt wird.

 

Herr Goslar, wie steht die AOK Niedersachsen zum Thema „Studieren neben dem Job“?  

Torge Goslar: In unserem Unternehmen wird es absolut begrüßt, wenn die Mitarbeitenden sich durch ein nebenberufliches Studium weiterqualifizieren möchten. Mit der APOLLON Hochschule besteht seit dem Jahr 2009 eine Kooperation: Via interner Veröffentlichungen bieten wir unseren Mitarbeitenden regelmäßig aktiv an, dort den Studiengang Bachelor Gesundheitsökonomie zu studieren. Wir übernehmen, bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen, die Komplettfinanzierung. Insgesamt sind bereits 137 AOK-Mitarbeitende in dieses Studium gestartet, dazu gehöre auch ich. Möchte jemand privat einen anderen berufsbezogenen Studiengang absolvieren, sind aber auch individuelle Förderungen möglich, die im Einzelfall geprüft werden.

 

Welche Voraussetzungen müssen die Arbeitnehmer/-innen in Ihrem Unternehmen erfüllen, um Unterstützung zu bekommen?

Zunächst einmal sollten die jeweiligen Vorgesetzten eine Empfehlung für die Studieninteressierten abgeben und ihr Einverständnis mit einem eventuellen Studium erklären. Danach folgt ein internes Assessment Center. Für diejenigen, die das erfolgreich bestehen, übernehmen wir sämtliche Kosten für den Studiengang Bachelor Gesundheitsökonomie und unterstützen sie auch darüber hinaus.

 

Wie sieht diese weitergehende Unterstützung aus?

Nebenberuflich studierenden Mitarbeitenden gewähren wir zum Beispiel einen Lerntag pro Woche, an dem Sie nicht zur Arbeit kommen müssen. Für Präsenz- oder Online-Seminare werden die Studierenden freigestellt und wenn im Rahmen des Studiums Kosten für Fahrten oder Übernachtungen anfallen, übernehmen wir diese.

 

Begleiten Sie das Studium in irgendeiner Form?

Ja. Ich bin Studiengangsbetreuer, das heißt, ich bilde die kommunikative Schnittstelle zwischen AOK und Hochschule und kümmere mich um die Anliegen der Studierenden in unserem Hause. Einmal im Quartal findet zum Beispiel ein Jour fixe statt, bei dem sich die Studierenden untereinander, aber auch mit mir, austauschen können. Zudem melden die Studierenden mir ihren Studienfortschritt regelmäßig zum Endes eines Quartals zurück.

 

Gibt es ihrerseits Vorgaben bezüglich des Studierens?

Pro Quartal müssen zwei Prüfungsleistungen erfolgreich absolviert werden, so dass die Mitarbeitenden ihr Studium kontinuierlich voranbringen. Das Studium dauert erfahrungsgemäß insgesamt etwa drei bis vier Jahre.

 

Was sind die Beweggründe für die unterstützende Haltung Ihres Unternehmens? Welche Vorteile bieten studierende Mitarbeitende ihrem Arbeitgeber?

Die AOK Niedersachsen hat ein großes Interesse an Personalentwicklung. Es besteht ein hoher Bedarf an Fach- und Führungskräften. Dabei ist es uns wichtig – und mitunter auch günstiger –, diese möglichst intern zu qualifizieren und aufzubauen. Wir bieten unseren Mitarbeitenden in dieser Hinsicht eine Menge, erwarten aber auch etwas dafür – und bekommen ausschließlich positive Rückmeldungen. Die Arbeitnehmer/-innen schätzen unser Entgegenkommen und unsere Angebote rund um das Thema Weiterbildungen sehr. Viele schildern, dass sie durch das Studium nicht nur inhaltlich vorankommen und einen akademischen Abschluss erlangen, sondern sich auch persönlich weiterentwickeln. Im Studium, insbesondere im Fernstudium neben der Arbeit, lernt man jede Menge Eigenverantwortung und Selbstorganisation – eine Schlüsselqualifikation für Führungskräfte.

Klappt es nach dem Studium denn tatsächlich oft mit dem Karrieresprung im Unternehmen?  

Ja, es gibt etliche Mitarbeitende, die mit dem Bachelor in der Tasche in die mittlere und zum Teil sogar obere Führungsebene wechseln konnten. Und auch Fachkarrieren sind üblich. Ich selbst bin da ein gutes Beispiel: Ich habe bereits meine Ausbildung bei der AOK gemacht, war danach u.a.  Kundenberater und konnte mich durch mein Studium für die verantwortungsvolle Position in der Personalabteilung qualifizieren.  

Autorin: Hayat Issa