
Tag der Pflegenden 2025: Das Wohlbefinden von Pflegenden im Fokus
Am 12. Mai, dem Geburtstag der britischen Krankenschwester und Pionierin der modernen Krankenpflege Florence Nightingale (1820 – 1910), wird bereits seit den 1970er Jahren der „Internationale Tag der Pflegenden“ gefeiert. Im Mittelpunkt des Aktionstages 2025 steht das Wohlbefinden von Pflegekräften. Das vom International Council of Nurses (ICN) ausgegebene Motto lautet: „Our Nurses. Our Future. Caring for nurses strengthens economies.“
Dr. Barbara Mayerhofer, Leiterin des Bachelorstudiengangs Pflegemanagement an der APOLLON Hochschule, erläutert im Interview unter anderem, welche Bedeutung sie dem Wohlbefinden von Pflegenden beimisst und wie sich wirtschaftliche Anforderungen mit einer Kultur der Fürsorge vereinbaren lassen.
Frau Dr. Mayerhofer, wie interpretieren Sie das diesjährige Motto des Internationalen Tags der Pflegenden – und welche Bedeutung messen Sie dem Wohlbefinden von Pflegenden im Kontext des Pflegemanagements bei?
Das Motto lädt dazu ein, über die Traditionen in der Pflege hinauszudenken, neue Perspektiven zu gewinnen und die Pflege als dynamisches, sich entwickelndes Feld zu betrachten. Wir sind aufgerufen, die Herausforderungen und Chancen, die die Pflege mit sich bringt, aktiv zu gestalten und zu erleben.
Das Wohlbefinden von pflegenden Personen ist entscheidend für die Qualität der erbrachten Pflege, das allgemeine Klima am Arbeitsplatz und ihre eigene Gesundheit. Eine Investition in das Wohlbefinden von Pflegekräften ist daher nicht nur für die Pflegekräfte selbst, sondern auch für die Patientinnen und Patienten sowie das gesamte Gesundheitssystem von großer Bedeutung.
Aus Ihrer Sicht als Studiengangsleiterin für den Bachelor Pflegemanagement: Welche Kompetenzen sollten künftige Führungskräfte in der Pflege entwickeln, um das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden gezielt zu fördern?
Neben vielen anderen Kompetenzen sehe ich die Selbstregulation als ebenso notwendig an wie eine transparente Kommunikation, Empowerment, um Mitarbeitende zu ermutigen, Verantwortung zu übernehmen oder auch Team- und Beziehungskompetenz. Weiterhin sind Kenntnisse über Strategien zur Förderung der psychischen und physischen Gesundheit essenziell. Ein gesundes und unterstützendes Arbeitsumfeld führt nicht nur zu höherer Mitarbeitendenzufriedenheit, sondern wirkt sich auch förderlich auf die Qualität der Pflege aus – was wiederum allen Beteiligten zugutekommt.
Wie kann ein gesundheitsfördernder Führungsstil konkret aussehen – und welche Rolle spielen dabei Kommunikation, Beteiligung und Anerkennung?
Ein gesundheitsfördernder Führungsstil geht über Bürokratie und reine Ergebnisorientierung hinaus. Er fördert ein Arbeitsumfeld, in dem sich Mitarbeitende wertgeschätzt und unterstützt fühlen – dies wiederum wirkt motivierend, senkt die Fluktuation und führt insgesamt zu besseren Pflegeergebnissen.
Welche Bedeutung hat das Thema „Selfcare“ im Pflegemanagement? Inwiefern sollten auch Führungskräfte auf das eigene Wohlbefinden achten?
Selfcare ist für Führungskräfte im Pflegemanagement von entscheidender Bedeutung, um ihre eigene Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu fördern, eine positive Arbeitsumgebung zu schaffen und die Qualität der Pflege zu gewährleisten. Indem Führungskräfte auf sich selbst achten, können sie nicht nur ihre eigene Lebensqualität verbessern, sondern auch die ihrer Mitarbeitenden sowie der Patientinnen und Patienten.
Was brauchen Leitungspersonen in der Pflege selbst, um langfristig motiviert, gesund und wirksam führen zu können?
Führungskräfte in der Pflege brauchen eine Vielzahl von Ressourcen und Unterstützung, um langfristig motiviert und erfolgreich arbeiten zu können. Wenn Organisationen auf diese Bedürfnisse eingehen, fördern sie nicht nur das Wohlbefinden der Führungskräfte, sondern steigern auch die Effektivität und Zufriedenheit im gesamten Pflegebereich.
Inwiefern sehen Sie in der akademischen Qualifizierung von Pflegefachpersonen auch einen Hebel zur Förderung von Selbstwirksamkeit und psychischem Wohlbefinden?
Die akademische Qualifizierung von Pflegefachpersonen hat einen direkten Einfluss auf die Förderung von Selbstwirksamkeit und psychischem Wohlbefinden. Durch den Erwerb und die Erweiterung von Wissen, die Entwicklung von Kompetenzen und die Förderung der Autonomie erleben Pflegekräfte ein höheres Maß an Kontrolle über ihre Arbeit und ihr Leben.
Akademische Abschlüsse eröffnen vielfältige Karrieremöglichkeiten und die Möglichkeit, Führungsrollen oder spezialisierte Positionen zu übernehmen. Dies stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit, da Pflegekräfte aktiv ihre Karriere gestalten können. Dies trägt nicht nur zu ihrer eigenen psychischen Gesundheit bei, sondern letztlich auch zur Qualität der Pflege, die sie ihren Patientinnen und Patienten bieten.
Wie lassen sich wirtschaftliche Anforderungen im Pflegesektor mit einer Kultur der Fürsorge und des Wohlbefindens vereinbaren – oder stehen diese Ziele im Widerspruch?
Wirtschaftliche Anforderungen im Pflegesektor und eine Kultur der Fürsorge und des Wohlbefindens stehen nicht notwendigerweise im Widerspruch, sondern können sich gegenseitig ergänzen. Durch strategische Ansätze, die sowohl das wirtschaftliche als auch das fürsorgliche Element berücksichtigen, können stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen eine Balance finden, die sowohl die Anforderungen der Gesundheitspolitik als auch das Wohlbefinden von Patientinnen und Patienten und Pflegekräften fördert.
Der Schlüssel liegt in der Schaffung eines integrativen, unterstützenden und verantwortungsbewussten Umfelds, das sowohl wirtschaftliche als auch menschliche Werte anerkennt.
Was möchten Sie Ihren Studierenden – den Pflegemanager:innen von morgen – anlässlich des Internationalen Tags der Pflegenden 2025 mit auf den Weg geben?
Heute, am Tag der Pflege, möchten wir Ihnen danken und Sie daran erinnern, dass Ihr Engagement und Ihre Fürsorge nicht nur das Leben der Menschen verändern, die Sie betreuen, sondern auch das ganze Gesundheitssystem bereichern – achten Sie auf sich selbst, denn Ihr Wohlbefinden ist der Schlüssel zu erstklassiger Pflege.
Gemeinsam schaffen wir eine Pflegekultur, in der das Wohlbefinden aller im Mittelpunkt steht – denn wenn wir auf uns selbst achten, können wir ein Licht für andere sein und die Zukunft der Pflege positiv gestalten. Ihr Engagement und Ihre Fürsorge machen den Unterschied.
Zur Person
Dr. Barbara Mayerhofer ist seit 2009 als externe Lehrende tätig und leitet seit 2012 den Bachelorstudiengang Pflegemanagement an der APOLLON Hochschule. Zudem ist sie als Organisationsberaterin und Coach in Unternehmen der Altenhilfe tätig. Sie hat an der Steinbeis-Hochschule Berlin ihren MBA gemacht und an der Universität Vechta am Institut für Gerontologie zum Thema „Führungskräfte“ promoviert. Nach einer 18-jährigen Tätigkeit als Schulleitung einer Krankenpflegeschule wechselte Mayerhofer 2004 zur Diakonie Schweinfurt, wo sie zunächst das Diakonie-Bildungsinstitut gründete, zwei Häuser leitete und 2008 ein drittes Haus mit aufbaute. Von 2009 bis 2016 übernahm sie als Mitglied der Geschäftsleitung den Fachbereich Altenhilfe. Dr. Barbara Mayerhofer war von 1994 bis 2011 ehrenamtlich als Vorsitzende des Hospizvereins Bad Kissingen tätig.