03/02/2021

GESUNDHEITSTECHNOLOGIE: DAS SIND DIE TRENDS 2021

Welche Trends werden sich 2021 in der Gesundheitstechnologie durchsetzen? Udo Czarnecki ist Lehrender an der APOLLON Hochschule für das spannende wie dynamische Themenfeld Gesundheitstechnologie und betreut auch Abschlussarbeiten im zukunftsweisenden Bachelor Medizin- und Gesundheitstechnologie-Management. Er stellt die drei größten Health-Tech-Trends in diesem Jahr vor.

Von der Puls- und Blutdruckmessung am Handgelenk bis zur Künstlichen Intelligenz-gestützten Diagnostik: Gesundheitstechnologien boomen. Corona wirkt dabei noch beschleunigend. Dabei könnten sich in den nächsten Jahren einige Entwicklungen verstärken, die wir schon heute beobachten. Ein Überblick.

Das Jahr 2020 war mit Blick auf die Digitalisierung des Gesundheitswesens wohl so etwas wie ein Wendepunkt. Die Corona-Pandemie beschleunigte größtenteils Entwicklungen, die es schon vorher gab, denn die Krise machte den Einsatz von Health-Tech und Online-Kommunikation schlichtweg notwendig.

Wie gefragt Gesundheitstechnologien momentan sind, macht auch ein Blick auf das Investitionsverhalten deutlich: Mehr als 16 Mrd. US-Dollar werden Investoren wohl weltweit bis Ende des Jahres in Health-Tech-Unternehmen gesteckt haben, prognostiziert die Silicon Valley Bank in einem kürzlich veröffentlichten Report. Zum Vergleich: 2019 lag die Investitionssumme bei rund 12 Mrd. US-Dollar.

Doch was kommt nach dem Corona-Jahr 2021? Welche Health-Tech-Trends erwarten uns in den nächsten 12 Monaten? Drei Entwicklungen sind besonders wahrscheinlich.

Telemedizin wird zur Normalität

Telemedizin hat bereits im Jahr 2020 im Zuge der Covid-19-Pandemie deutlich an Bedeutung gewonnen. Die Akzeptanz für den Einsatz digitaler Technologien bei der Gesundheitsversorgung aus der Ferne wuchs in der Bevölkerung enorm. Rund zwei Drittel der Deutschen stehen Telemedizin laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens McKinsey heute aufgeschlossener gegenüber als noch vor der Krise. Gleichzeitig wuchs auch das Angebot: Im Frühjahr 2020 boten bereits 52 Prozent aller niedergelassenen ÄrztInnen Video-Sprechstunden an. Ende 2017 waren es gerade einmal zwei Prozent, wie eine Befragung der Stiftung Gesundheit und des Health Innovation Hub (HIH) unter 2.000 Ärzten ergab. Ähnlich positiv, so das Ergebnis des McKinsey E-Health Monitors 2020, sind auch die Zahlen für Gesundheits-Apps: Im ersten Quartal 2020 verzeichneten die mobilen Anwendungen in Deutschland fast zwei Mio. Downloads – und damit rund doppelt so viele wie im Jahr zuvor -  der Trend zeigt hier auch weitere Steigerungen auf.

Auch 2021 wird sich diese positive Entwicklung aller Voraussicht nach fortsetzen. Dabei könnte 5G zur weiteren Nutzung noch wesentlich beitragen. Mit geringeren Latenzzeiten und schnellerer Datenübertragung könnte der neue Mobilfunkstandard die Grundlage für die weitere Normalisierung von Telemedizin im Alltag der Menschen bereiten. Ein Zukunftsszenario könnte dabei bspw. sein, künftig virtuelle Operationen aus der Ferne durchzuführen.

Gesundheits-Wearables werden Teil von Behandlungsstrategien

Knapp ein Drittel aller Deutschen besaßen 2019 einer Bitkom-Studie zufolge bereits einen Fitnesstracker. Eine Zahl, die – davon ist im Corona-Jahr der Lockdowns auszugehen – 2021 wohl nochmal deutlich höher liegen wird. Dabei sind Wearables längst auch dabei, im Gesundheitswesen eine entscheidende Rolle einzunehmen. So sind smarte Health-Produkte wie die Scan-Watch von Withings mittlerweile in der Lage, beispielsweise Anzeichen von Herzrhythmusstörungen und nächtliche Atmungsstörungen zu erkennen. Diese Informationen können im Anschluss mit dem behandelnden Arzt geteilt werden.

Die Gesundheits-Wearables werden damit immer häufiger auch Teil von telemedizinischen Behandlungsstrategien. So unterstützen sie Kliniken und Ärzte dabei, die Gesundheitsdaten ihrer Patienten aus der Ferne zu überwachen (Remote Patient Control) – ein Trend, der sich in diesem Jahr aller Wahrscheinlichkeit nach noch beschleunigen wird. So können auch Langzeit-Therapien bzw. -Untersuchungen über mehrere Wochen und Monate hinweg immer einfacher durchgeführt werden. Entscheidend wird dabei sein, dass Daten sicher und datenschutzkonform ermittelt und dann möglichst effizient genutzt werden, um die Medizin insgesamt voranzubringen.

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Diagnostik

Gesundheitsdaten, die über Apps und Wearables generiert werden, können zunehmend eingesetzt werden, um Krankheitsbilder zu entdecken. Doch die sehr große Menge an Informationen und Daten kann hierbei auch ein Hindernis sein. Hier kommt immer häufiger künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz, um via Algorithmen nach Mustern zu Suchen. Besonders hilfreich ist KI vor allem dort, wo diagnostische Informationen bereits digitalisiert sind, also z.B. bei der Erkennung von Lungenkrebs oder Schlaganfällen auf Basis von CT-Scans oder bei der Beurteilung des Risikos von Herzerkrankungen anhand von EKG-Messungen und Herz-MRT-Aufnahmen.

Die elektronische Patientenakte

Die elektronische Patientenakte (ePA) wurde zum 1. Januar 2021 erfolgreich in der Gesetzlichen Krankenversicherung zur Verfügung gestellt. Die Versicherten können sich die ePA ihrer Krankenkassen aus den App Stores von Apple oder Google laden und sie auf freiwilliger Basis für die Archivierung ihrer medizinischen Dokumente nutzen – und diese bei Bedarf auch mit ihren Ärzten teilen, um beispielsweise Doppelbehandlungen zu vermeiden.

Erstmalig wurde hiermit ein gematik-zugelassenes Produkt bereitgestellt, das ein bedeutender Schritt für die digitale Versorgung der Patienten und Versicherten in Deutschland ist. Die ePA wird auch künftig gemäß der gematik-Spezifikationen weiterentwickelt und sicherlich eine Grundlage der künftigen digitalen Herausforderungen im Gesundheitswesen darstellen können.

Der Weg der Daten im Zusammenspiel mit der ePA ist in folgendem Beitrag veranschaulicht: https://www.youtube.com/watch?v=5uM7kYBAoyU    

Udo Czarnecki

Seit über 10 Jahren ist Udo Czarnecki nebenberuflich als Lehrender, Autor und Betreuer von Bachelor-/Masterthesen an der APOLLON Hochschule in den Modulen IT im Gesundheitswesen, E-Health-Anwendungen, Betrieb von Gesundheitstechnologie und Informationssicherheit tätig. Als Diplom-Informatiker und Betriebswirt ist Udo Czarnecki hauptberuflich seit über 30 Jahren im Krankenkassenwesen beschäftigt und verantwortet seit der Gründung der BITMARCK-Unternehmensgruppe in der BITMARCK Technik GmbH in Hamburg als Mitglied der Geschäftsführung den Bereich Kundenservices und Vertrieb. Beide Tätigkeiten kann er dabei mit Leidenschaft hinsichtlich der zunehmenden digitalen Entwicklungen im Gesundheitswesen miteinander verbinden.