Schlüsselposition zwischen Theorie und Praxis
Berufspädagogik – Die Schlüsselposition zwischen Theorie und Praxis
Lehrkraft, Pädagogin, Dozent, Bildungspersonal, Referentin – im Berufsfeld der Berufspädagogik existieren nicht nur multiple Berufsbezeichnung, diese sind auch Ausdruck eines multidimensionalen Arbeitsfeldes mit ganz spezifischen und speziellen Charakteristika. Im Folgenden stellt Evelyn Wiencek, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Pflege und Soziales, heraus, worum es bei diesem besonderen Lehrberuf im engeren Sinne geht. Der Bachelor Berufspädagogik (B. A.) für Pflege- und Sozialberufe wurde kürzlich ins Studienangebot der APOLLON Hochschule aufgenommen.
Berufspädagoginnen/Berufspädagogen erfüllen in der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung eine besondere Schlüsselfunktion, die sich durch eine Doppelrolle in der Theorie und Praxis zeigt.
Das Berufsbildungssystem in Deutschland ist durch eine Dualität gekennzeichnet. Neben zwei Lernorten, Berufsschule und Betrieb, bekleiden die Auszubildenden zwei Rollen, Schüler/-in und Arbeitnehmer/-in. Im Lernort Betrieb werden praktische Fertigkeiten und Fähigkeiten gefördert und ausgebildet. In der Berufsschule sind neben allgemeinbildenden Fächern, ausbildungsspezifische Inhalte Bestandteil der theoretischen Ausbildung. Das gemeinsame Ziel ist eine umfassende berufliche Handlungskompetenz.
Es kann gesagt werden, dass Berufspädagoginnen/Berufspädagogen selbst eine duale Funktion erfüllen. Zum einen sind sie überwiegend für die theoretische Ausbildung verantwortlich z. B. die methodische und didaktische Gestaltung von Unterrichtseinheiten, Konzeption von Lernerfolgskontrollen und Mitentwicklung von schulinternen Curricula. Zum anderen begleiten und prüfen sie die Auszubildenden in der Praxis. Beispielsweise in der Pflegeausbildung nach § 5 Praxisbegleitung der Pflegeberufe Ausbildungs- und Prüfungsverordnung (PflAPrV) ist es die Aufgabe der Lehrkräfte „[…] die Auszubildenden insbesondere fachlich zu betreuen und zu beurteilen sowie die Praxisanleiterinnen oder die Praxisanleiter zu unterstützen.“
Daraus resultiert die Besonderheit, dass durch die doppelte Rollenfunktion ein unmittelbarer Theorie-Praxis-Transfer sichtbar und eine bedarfsorientierte Gestaltung in der Ausbildung ermöglicht wird.
Auch in der Fort- und Weiterbildung lässt sich ein Tätigkeitsfeld für Berufspädagoginnen/ Berufspädagogen erschließen, welches den spezifischen Charakter des direkten Theorie-Praxis-Transfers beinhaltet. Die Konzeption und Moderation von Fort- und Weiterbildungen, Programmplanung und Bedarfsanalyse als Beispiele für Aufgaben verdeutlichen, dass durch das fachspezifische praktische Können und das theoretische akademische Wissen der Berufspädagoginnen/Berufspädagogen, eine besondere Befähigung vorliegt adressatenorientierte Bildungsangebote anzubieten.
Nicht zuletzt sind individuelle Ausbildungsbiografien und der berufliche Werdegang jeder/ jedes Einzelnen der Schlüssel für den spezifischen und speziellen Charakter der Berufspädagogik. Die eigenen Erfahrungen in Aus-, Fort- und Weiterbildung, praktische Berufserfahrungen und akademisches Wissen, können durch Reflexion dazu beitragen Lehr-Lernarrangements zu einer positiven Erfahrung zu machen und notwendige Impulse für Veränderungen in der Praxis zu erzeugen.