Einsamkeit in der Corona-Krise
WIE SIE TROTZ DER RÄUMLICHEN TRENNUNG SOZIALE NÄHE HERSTELLEN KÖNNEN
Der APOLLON Wirtschaftspsychologe Michael Schaffer (Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Fachbereichs Prävention und Gesundheitsförderung) hat ein paar Tipps zusammengestellt, was man in Zeiten von Social Distancing gegen Einsamkeit unternehmen kann.
Seitdem das Coronavirus Einzug in unseren Alltag gehalten hat und uns dazu veranlasste gewohnte Verhaltensweisen nicht nur zu hinterfragen, sondern teilweise drastisch zu ändern, ist die Art und Weise, wie wir uns unseren Mitmenschen gegenüber verhalten (dürfen) sehr eingeschränkt.
Diese Veränderungen stellen tiefe Einschnitte in unserer Lebensweise dar. Insbesondere das soziale Leben wird unter Mitleidenschaft gezogen. Weiterhin kann es zur sozialen Isolation oder dem Auftreten depressiver Episoden kommen. Denn geliebte Menschen, enge Freunde sowie Kollegen können in verringertem Maße oder unter bestimmten Umständen gar nicht mehr besucht werden. Folglich fühlt sich ein Groß der Bevölkerung einsam und leidet zu einem gewissen Anteil unter vermehrtem Stress, der körperliche als auch seelische Symptome hervorrufen kann.
Wie kann also in solch einer Zeit, trotz der räumlichen Distanz, Nähe geschaffen werden? Wie kann Angehörigen und Freunden das Gefühl gegeben werden noch immer für sie da zu sein bzw. selber zu spüren nicht alleine zu sein?
- Bleiben Sie im regelmäßigen Kontakt mit wichtigen Menschen und greifen Sie auf verschiedene Kommunikationskanäle zurück. Dazu bietet sich z. B. das Telefon an, Sie können sich auf das Gespräch konzentrieren, zuhören und sich ganz auf die andere Person einlassen. Sprechen Sie sich aus. Äußern Sie auch Ihre Gefühle und Sorgen.
- Skype oder andere Apps, die Videotelefonie ermöglichen, können dazu beitragen geliebte Personen zu sehen und sich ihnen wieder ein Stückchen näher zu fühlen.
- Schreiben Sie zur Abwechslung mal wieder einen klassischen Brief an Freunde und Verwandte. Legen Sie ein Foto bei und lassen Sie Erinnerungen wach werden.
- Es gibt sicherlich Menschen, die Sie aus den Augen verloren haben. Und möglicherweise haben Sie schon oft mit dem Gedanken gespielt, diese mal wieder zu kontaktieren.
- Sie können sich Menschen im direkten Umfeld zuwenden. Trinken Sie vielleicht einfach mal einen Kaffee mit dem Nachbar / der Nachbarin, von Balkon zu Balkon. Oder Sie könnten gar mehrere Nachbarn dazu holen und gemeinsam eine gute Zeit haben.
- Organisieren Sie sich virtuell und begründen Sie eine Initiative, um z. B. Einkäufe für ältere Menschen in Ihrer Umgebung zu erledigen.
- Sorgen Sie für Geräusche in der Wohnung und lauschen Sie z. B. einem Podcast oder holen das vergessene Hörbuch heraus.
- Organisieren Sie einen virtuellen Spieleabend, um gemeinsam Backgammon, Schiffe versenken oder einen der neuesten Spiele-Hits zu spielen und für ein wenig Zerstreuung zu sorgen.
Quellen:
Beesdo-Baum, K.; Wittchen, H.U. (2011). Depressive Störungen: Major Depression und Dysthmie. In: Wittchen, H.U.; Hoyer, J. (Hrsg.): Klinische Psychologie & Psychotherapie. Berlin, Heidelberg: Springer Verlag.
Flade, A. (2017). Third Places – reale Inseln in der virtuellen Welt – Ausflüge in die Cyberpsychologie. Wiesbaden: Springer Fachmedien
Myers, D.G. (2014) Psychologie. 3. erw. und akt. Auflage. Heidelberg: Springer